29. Mai 2020

Das Ende des Mondes


Die Sonderausstellung „Der Mond“ läuft nur noch bis 1. Juni 2020.
Aber nicht nur die Ausstellung ist bald zu Ende, auch die Prognosen für den Erdmond selbst, scheinen nicht die besten zu sein… Ein kurzer Blick in die Zukunft des Mondes von Christoph Goldmann:

Auch wenn mit den Mondphasen der Erdmond für Beobachtende auf der Erde ständig sein Aussehen verändert, so ist er doch auch ein Symbol für Beständigkeit. Seit mehr als 4,5 Milliarden Jahren dreht er seine Ellipsen um die Erde und seit rund 3 Milliarden Jahren besitzt er grob jenes Antlitz, welches wir auch heute noch sehen. Aber nichts hält bekanntlich ewig, selbst wenn das Erfolgsduo Erde-Mond unzertrennlich erscheint. Aber wie könnte das Ende des Mondes aussehen?

Von äußerst unwahrscheinlichen, plötzlich auftretenden „Scheidungsereignissen“ wie Kollisionen mit anderen großen Himmelskörpern, die sogar mit dem Ableben einer der beiden Seiten enden könnten, sehen wir einmal ab. Selbst für das Sonnensystem potenziell disruptive Vorfälle wie der Durchflug eines stellaren Schwarzen Lochs können wir vernachlässigen. Für die Auffindung eines triftigen Trennungsgrundes lohnt sich aber jedenfalls die Betrachtung der dynamischen Zeitskala. Damit meint man die Dauerhaftigkeit sämtlicher Prozesse, die mit Bewegung einhergehen. Im Sonnensystem reicht dies vom Umlauf der Planeten um die Sonne bis hin zur Rotation der Himmelskörper selbst. Zwar gab es in der Frühphase des Sonnensystems Streitigkeiten unter den Planeten, wer wo seinen Platz hat, aber der Nachweis für die Langzeitstabilität des Sonnensystems ist einfach seine gegenwärtige Existenz. Computersimulationen konnten zudem zeigen, dass das Sonnensystem für zumindest weitere 4,5 Milliarden Jahre stabil bleibt. Das heißt: keine Gefahr von dieser Seite.

Erde und Mond bestehen in dynamischer Hinsicht ohnehin in einer fast unerschütterlichen Koexistenz. Auch, wenn sie sich durch die Wechselwirkung ihrer Anziehungskraft beständig voneinander entfernen. Diese sogenannte Gezeitenreibung bewirkt nicht nur die Zunahme des mittleren Abstandes Erde-Mond von etlichen Zentimetern pro Jahr, sondern auch die kontinuierliche Abbremsung der Eigendrehung des Mondes und der Erde. Das führte bereits zu einer gebundenen Rotation des Mondes. Damit ist gemeint, dass die Eigendrehung des Mondes so stark abgebremst wurde, dass er der Erde immer dieselbe Seite zuwendet. Auch die Eigendrehung der Erde nimmt auf diese Weise kontinuierlich ab. In einer weit entfernten Zukunft, in etwa 3 Milliarden Jahren, wird dies dazu führen, dass auch die Erde dem Mond immer dieselbe Seite zuwendet. Fortan werden sich beide Himmelskörper immer unentwegt „anstarren“ und die Zunahme ihrer Distanz wird gestoppt. Aber auch das wird ihre Beziehung vermutlich nicht retten.

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Denn wenn es um die Beendigung von Beziehungen geht, ist oft auch jemand dritter im Spiel. Im Falle von Erde und Mond ist dies die Sonne. Diese macht dem geplanten gemeinsamen Lebensabend von Erde und Mond einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Denn die Sonne nimmt im Hinblick auf ihre eigene Entwicklung nur wenig Rücksicht auf andere Himmelskörper und die Ablaufuhr der stellaren Entwicklungszeitskala tickt immer schneller. In den nächsten 5 Milliarden Jahren wird die Sonne ihren Energieausstoß enorm steigern. Bereits in 500 Millionen Jahren könnten dadurch die Meere verdampft und das Überleben für mögliche Beobachter im Erde-Mond System unmöglich sein. Vor ihrem Sternentod wird sich die Sonne um mehr als das 250-fache ihres jetzigen Durchmessers zu einem Roten Riesen aufblähen und das Gespann Erde-Mond verschlingen.

Aber selbst, wenn dem Mond dieses heiße Schicksal und sämtliche anderen katastrophalen kosmischen Abgänge erspart bleiben sollte, so besteht dennoch kaum Hoffnung auf ein ewig währendes Dasein in trauter Zweisamkeit mit der Erde. Denn selbst das Universum dürfte ein Ablaufdatum haben. Spätestens mit dem Zerfall jener Materie, die das Universum für uns erfahrbar macht, geht es auch mit Erde und Mond zu Ende. Zwar liegt diese letzte Ära des Universums in einer sehr weit entfernten Zukunft   genau genommen ist die Jahresangabe eine Zahl mit ungefähr 34 Nullen, aber die Uhr tickt.

Die schlechte Nachricht lautet daher: Das Ende ist unausweichlich. Die gute Nachricht lautet aber: Uns heute lebenden Menschen kann es gleichgültig sein. Zu weit weg in der Zukunft liegen jene Ereignisse. Wir Menschen mögen vielleicht einmal verschwinden, aber die Hinterlassenschaften der Mondraumfahrt auf unserem Begleiter werden noch in Millionen Jahren Zeugnis über die Leistungen der Zivilisation ablegen.

- Christoph Goldmann
 
Foto: Christoph Goldmann, Gabor Herbst-Kiss
20. Mai 2020

Führung durch die Sonderausstellung


Der Mond, nächster Nachbar und steter Begleiter der Erde, ist nicht nur ein hochinteressanter kosmischer Körper mit bewegter Vergangenheit, sondern hat auch eine enorme Anziehungskraft auf Romantiker, Schriftsteller und Künstler. Das Naturhistorische Museum Wien nahm 2019 das 50. Jubiläumsjahr der ersten bemannten Mondlandung zum Anlass, den Mond im Rahmen einer umfangreichen Sonderausstellung aus verschiedensten Perspektiven zu betrachten.

Mit 20. Mai 2020 ist die Sonderausstellung "Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft" - nach der Schließung aufgrund der Corona-Sicherheitsmaßnahmen - wieder zu sehen. 
Um auch nach dem 1. Juni noch exklusive Einblicke in die Ausstellung und zu den verschiedenen Exponaten zu bekommen, lädt Generaldirektor Christian Köberl hiermit per Video zu einer Führung ein!


22. April 2020

Der Mond... und der 50. „Earth Day“


Der sogenannte „Earth Day“ oder Tag der Erde feiert am 22. April 2020 sein 50-jähriges Bestehen mit dem ersten Digital Earth Day, einer globalen digitalen Aktion zur Erinnerung an die Umweltprobleme auf der Erde. Interessanterweise war die inoffizielle Flagge des Earth-Day Begründers John McConnell das berühmte Bild der blauen Erde, aufgenommen von der Mondmission Apollo 17 aus. Schon seit langer Zeit war eines der wichtigsten Erkenntnise der Apollo-Missionen – die eigentlich der Monderkundung dienten – der erstaunliche Blick zurück auf die Erde. Viele der Astonauten hatten angemerkt, als sie zum ersten Mal die blaue Erde im Raum schweben sagen, dass ihnen damit zum ersten Mal bewusst wurde, wie einzigartig, aber auch wie fragil die Erde ist. 
 
Das von Apollo 8-Astronaut Bill Anders aufgenommene Foto „Earthrise“ wurde zur Ikone der frühesten Stadien der Umweltbewegung, indem es eine neue Perspektive der Erde bot. Das Apollo 8-Bild und nachfolgende Bilder der Erde, die von den ersten Mondforschern aufgenommen wurden, zeigen unseren Planeten im Weltraum als einzigartiges Zuhause für die gesamte Menschheit. Auch bei der Eröffnung unserer Mondausstellung hat Apollo 9-Astronaut Rusty Schweickart darauf hingewiesen, dass mit den Mondflügen die Menschheit zum ersten Mal ihren Geburtsort verlassen hat – und gesehen hat, wie besonders die Erde ist. Am „Earth Day“ sollten wir uns daran erinnern, dass unser Planet auch eine bestimmte Ausdehnung hat, mit limitierten Ressourcen, und dass unbeschränktes Wachstum schon aus physikalischen Gründen unmöglich ist. Ein Blick zurück vom Mond erinnert uns noch eindringlicher daran.
 
Das Lunar and Planetary Institute in Houston, USA, hat vor dem 50. Jahrestag des Tages der Erde eine Reihe von vier Postern zum Thema veröffentlicht. Wie der „Earth Day“ selbst, sind auch diese Poster sowohl von der Apollo-Ära als auch von der modernen Monderkundung inspiriert.


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- Christian Köberl, Generaldirektor des NHM Wien

Bilder:
Flyer zum "Earth Day" 2020, © Lunar and Planetary Institute in Houston
21. April 2020

Rohstoffe auf dem Mond? Film und Realität.


Es ist nur ungefähr 50 Jahre her, seit zum ersten (und letzten) Mal Menschen den Mond vor Ort erforscht haben. In den letzten Jahren kam immer wieder die Frage nach einer Rückkehr zum Mond auf, sogar zur Errichtung einer Mondbasis. Der Mond ist allerdings ein unwirtlicher Himmelskörper. Obwohl schon früh Gebiete der Mondoberfläche nach Meeren auf der Erde benannt wurden, weiß man seit langer Zeit, dass es keine Ozeane auf dem Mond gibt. Es gibt auch keine Luft zum Atmen, und alles, was der Mensch braucht, muss von der Erde mitgebracht werden. Heute spricht man zwar davon, Ressourcen im Weltraum ausbeuten zu wollen; das ist auch eine Art einer Projektion menschlichen Verhaltens.

So wird seit Jahrzehnten die Idee diskutiert, das seltene Isotop „Helium-3“ auf dem Mond zu „ernten“; das leichte Edelgas Helium hat zwei Protonen im Kern und entweder ein oder zwei Neutronen dazu – das sind dann die beiden stabilen Isotope He-3 und He-4, wobei He-3 mit einer Häufigkeit von nur 0,0001% wirklich sehr selten ist. In den Gesteinen der Mondoberfläche wird eine höhere Konzentration an He-3 erwartet, da es durch den Sonnenwind in die Minerale implantiert wird und mangels vulkanischer oder biogener Aktivitäten nicht verdünnt wird, sondern sich über Jahrmilliarden anreichert. Dieses Heliumisotop wird heute vor allem in der Tieftemperaturforschung verwendet, aber es gibt schon seit einiger Zeit die Idee, dieses Isotop in zukünftigen Fusionsreaktoren zur Energiegewinnung heranzuziehen. Da die Häufigkeit von He-3 auf der Erde beschränkt ist, wäre ein Abbau auf dem Mond eine Möglichkeit. Allerdings gibt es bisher noch keine energieproduzierenden Fusionsreaktoren, der Abbau auf dem Mond ist alles andere als einfach oder ökonomisch, und außerdem ist He-3 auf dem Mond auch keine erneuerbare Ressource.

Leider mussten durch die Restriktionen aufgrund der Virus-Verbreitung seit Mitte März nicht nur die Mond-Ausstellung im NHM Wien vorerst geschlossen werden, sondern auch die Filmvorführungen zum Thema „Mond“ im Rahmen der Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum abgesagt werden.
Das ist aus vielen Gründen schade, denn hier wäre auch eine Vorführung des Filmes „Moon“ vorgesehen gewesen, ein britisches Science-Fiction-Drama aus dem Jahr 2009. Der Film ist das Regiedebüt von Duncan Jones (dem Sohn von David Bowie), in dem der US-amerikanische Schauspieler Sam Rockwell eine Doppel- bzw. Mehrfachrolle als Astronaut Sam Bell spielt, der als einziger Mensch vor Ort den automatischen Abbau von He-3 überwacht. Der Film wartet mit vielen spannenden Wendungen und unerwarteten Entwicklungen (die hier nicht verraten werden sollen) auf und ist obendrein auch wissenschaftlich relativ gut fundiert. Weitere Informationen zu dem Film sind hier zu finden, wie auch eine Rezension.

Die Ideen, Weltraumressourcen zu nutzen, stößt nicht nur aus ethischen Gründen bald an die Grenzen der Realität. Auf dem Mond ist es sicherlich realistisch, mit lokalen Gesteinen, zum Beispiel auch durch die Erzeugung von Schmelzziegelblöcken mit Hilfe von Sonnenenergie, Baumaterial für eine Mondbasis zu produzieren. Aber seltene Metalle auf erdnahen Asteroiden abbauen zu wollen, ist mit sprichwörtlich astronomischen Kosten verbunden und wird noch für lange Zeit unrentabel bleiben. Vor allem auch, da es auf den uns bekannten nahen Himmelskörpern keine einfach abbaubaren Erze wie auf der Erde gibt. Und auch die Suche nach Leben im Kosmos wird eher durch unsere eigenen Vorgaben beschränkt. So heißt es sinngemäß in dem Buch von Stanislaw Lem und dem darauf basierenden Film „Solaris“ von Andrej Tarkowski (beide werden auch in Duncan Jones' „Moon“ zitiert): „Wir suchen nicht nach Leben im All, wir suchen einen Spiegel“.
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- Christian Köberl, Generaldirektor des NHM Wien

Bilder:
oben: Irdischer Regolith-Ziegel für die Mondbasen, © NHM Wien, Christina Rittmannsperger
unten: Lunar base made with 3D printing, © ESA/Foster + Partners
 
03. April 2020

Unser Mondgestirn im Lichte der Gesteine, schal oder mannigfaltig wie unsere Mutter Erde?


Erleuchter unserer Nacht, der Mond mit seinem fahlgrauen Licht, ist er wirklich nur so farblos und einfach?
 
Wenn man auf unserem Erdboden wandelt, findet man nicht nur im Tier- und Pflanzenreich eine Vielfalt, die einzigartig ist, sondern auch im Reich der Steine und Minerale. Bisher sind uns von unserer Erde mehr als 5000 verschiedene Minerale bekannt, eine Vielseitigkeit, die im Vergleich zu anderen Planeten unseres Sonnensystems außergewöhnlich ist. Das war aber wahrscheinlich nicht von Anfang an so.

Die einzelnen Minerale entstehen unter unterschiedlichen Bedingungen, manche durch die Arbeit von Lebewesen wie Muschelschalen aus Aragonit, oder Minerale, die durch Verwitterung entstehen wie Azurit oder Smithsonit. Unser Planet mit seiner einzigartigen Entwicklung, das Leben, die Plattentektonik, Verwitterungskreisläufe und so viel mehr machten und machen dies alles möglich.
Da diese Voraussetzungen für viele Minerale auf dem Mond nicht gegeben sind, sieht es dort ganz anders aus. In einem einheitlichen Grau ist er aber dennoch nicht.

Auf dem Mond sind etwa 300 verschiedene Minerale bekannt, auf dem Mars zum Vergleich etwa 420.
Betrachtet man die graue Oberfläche des Mondes, erscheint die Zahl 300 erstaunlich viel. Tatsächlich besteht der Mond eigentlich zum Großteil aus 4 verschiedenen Mineralen, wohingegen die anderen nur sehr untergeordnet vorhanden sind.
Diese 4 Hauptminerale sind Olivin, Pyroxen, Plagioklas und Illmenit und machen dort ungefähr 98% aus.
Sehr faszinierend ist, dass alle geologischen Materialien auf dem Mond auch auf der Erde vorzufinden sind.
 
Bezugnehmend auf die Gesteinstypen gibt es von ihnen allerdings auf dem Mond noch viel weniger als auf der Erde. Auf unserem Trabanten kennt man zwei verschiedene Gesteine, nämlich Anorthosit und Basalt. Diese verschiedenen Gesteine haben naturgemäß eine unterschiedliche Entstehungsgeschichte. Beim Betrachten der Mondoberfläche fallen schnell unterschiedliche Grautöne ins Auge – die hellen Bereiche bestehen aus Anorthosit und werden Hochländer genannt, sie sind mit beinahe 4,6 Milliarden Jahren, das Alter unseres Erdtrabanten, die ältesten Mondgesteine. Die dunklen bestehen aus Basalt, man nennt sie Mare und sind etwa 3,2 Milliarden Jahre alt. Die Hochländer sind demnach entstanden, als der Mond als anfänglicher Lavaball abzukühlen begann und zunächst die äußerste Hülle, die Kruste, fest wurde bzw. auskristallisierte zu den Anorthositen. Wie der Himmelskörper auch heute noch von Meteoritenkratern wie von vielen Narben übersäht ist, sind die ältesten von diesen so alt wie der Mond selber. Im Zeitraum zwischen 3,9 und 3,2 Milliarden Jahren wurden viele dieser Krater mit Lava aus dem Mondinneren gefüllt, die sich dann zu den Maren verfestigte.

Blickt man wieder auf unsere Erde, ist bisher noch kein Gestein gefunden worden, das so alt wie sie, also 4,6 Milliarden Jahre, ist. Das älteste bisher entdeckte Gestein ist der Acasta-Gneis aus Kanada mit etwa 4,2 Milliarden Jahren, wobei noch älter ein Mineral aus Jack Hills, Westaustralien, ist, nämlich ein Zirkon mit ca. 4,4 Milliarden Jahren.

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Reist man nun in der Zeit Richtung Gegenwart, hat die Neubildung und Umwandlung von Gesteinen und Mineralen auf unserem blauen Planeten bis heute nie aufgehört, doch der Mond steht seit ungefähr 3,2 Milliarden Jahren still. So etwas wie Plattentektonik kennt der Mond nicht. Die einzigen Steine, die ihn noch aufwühlen, sind Meteorite, die seit seiner Entstehung mit abnehmender Häufigkeit auf ihn einschlagen und seine Oberfläche zu dem sogenannten Mondregolith pulverisieren.
 
Betrachtet man diese Unterschiede zu unserem Planeten wird selbst im Reiche der scheinbar leblosen Materie wieder einmal mehr bewusst, wie einmalig unsere Heimat ist.

- Annika Stockinger
25. März 2020

Wie wir den Mond sehen


Wie sehen wir Menschen den Mond am Himmel? Was von ihm nehmen wir wahr und was nicht? Der Mond wechselt täglich sein Gesicht - wie und warum, zeigt folgendes Video:

18. März 2020

Rundgang durch die Sonderausstellung


Unser Ausstellungsvideo lädt zu einem virtuellen Rundgang durch die Sonderausstellung ein - mit Highlights und akustischer Begleitung des Museumspädagogen und Co-Kurators Andreas Hantschk.


27. Februar 2020

Per Aspera ad Lunam – Auch zum Mond gelangt man nur durch Mühsal!


50 Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung im Juli 1969 ist dieses Ereignis ein fixer Bestandteil einer jeden Aufstellung der größten Ereignisse der Menschheitsgeschichte. Aber war diese Leistung wirklich so herausragend oder steckt dahinter gar nur eine gute PR?


Der amerikanische Präsident Richard Nixon sagte nach der erfolgreichen Landung am Mond während seines Telefonanrufs bei den Apollo-Astronauten Neil Amstrong und Buzz Aldrin: „Because of what you have done, the heavens have become a part of man's world.“ (Auf Grund dessen, was ihr erreicht habt, ist der Himmel Teil der Welt der Menschen geworden). Der Einfluss auf das Weltbild und die kulturelle Entwicklung der Menschen ist unbestritten. Aber brachte die Mondlandung den Menschen einen wesentlichen technischen Fortschritt? Wären Technologien, die früher noch ins Reich der Science Fiction gehörten, aber heute zum Alltag gehören, ohne die Mondlandung überhaupt möglich?
 
Zusammen mit den eng mit dem Apollo-Programm verknüpften Mercury- und Gemini-Programmen kosteten die bemannten Mondlandungen die USA über 27 Mrd. US-Dollar, nach heutigem Wert wären das über 160 Mrd. US-Dollar. Eine enorme nationale Kraftanstrengung, die als ein ziviles Programm unter ziviler Führung zum Erfolg führte. Aber konnten sich die USA vielleicht dadurch sogar einen wesentlichen strategischen Vorteil gegenüber anderen Nationen sichern?
 
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Und wie war das beim Mondprogramm der Sowjetunion? Warum wurde dieses in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen? Warum hatten die Sowjets ursprünglich einen Vorsprung im Wettlauf ins All und wie haben sie diesen während des Wettlaufs zum Mond verspielt? Was wurde aus den Visionen der Mondbasen, die von Mond-Touristen bewohnt werden? Und gibt es eine mögliche Unternehmung im 21. Jahrhundert, die eine bemannte Mondlandung übertreffen könnte?

Während die Antworten auf die vorangegangen Fragen durchaus sehr unterschiedlich ausfallen, so gibt es doch einen roten Faden, der alles verbindet. Dieser ist ein Kampf zwischen zwei politischen Systemen um die Vorherrschaft, in der ein System schlussendlich unterlegen war. Auch heute ist ein neues Kräftemessen politischer Systeme im Gange. Ein neues Ziel zeichnet sich ab und ist auch gleich die Antwort auf die letzte Frage: Die „Mondlandung des 21. Jahrhunderts“ ist die bemannte Landung am Planeten Mars.
 
Wie groß die Leistung der bemannten Mondlandung nun wirklich war, wie steinig dieser Weg war und auch heute noch ist, und was uns davon geblieben ist, kann man in unserer Ausstellung „Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft“ erfahren. Die weiteren Antworten werden bei der Themenführung am 1. März geklärt...
 
- Christoph Goldmann

Veranstaltungstipp:
Themenführung am 1. März 2020 um 15:30 Uhr
"Einmal Mond und zurück"
mit Christoph Goldmann, NHM Wien


[Bild: Margaret Hamilton neben den Ausdrucken der von ihr und ihrem Team für das Apollo-Projekt entwickelten Flugsoftware. Hamilton war dafür verantwortlich, die On-Board-Flugsoftware zu entwickeln, die notwendig war, um zum Mond und zurück zu navigieren sowie auf dem Mond zu landen.]
18. Februar 2020

Die Apollo 11-Mission


Jeder kennt die Apollo 11-Mission und die ersten Bilder von Menschen auf dem Mond.
Aber wie war der ganze Ablauf der Mission genau?
Das Video zeigt anhand einiger Animationen, wie "die erste bemannte Mondlandung" vom Start bis zum Ende abgelaufen ist.

16. Juli 1969, 13:32:00 UTC: Die Saturn V Raktete startet vom Kennedy Space Center Florida.
12 Minuten später: Das Raumschiff Apollo 11 erreicht die Umlaufbahn der Erde.
Die erste Raketenstufe wird gesprengt.
Apollo 11 nimmt Kurs auf den Mond.
Das Kommando-Modul (CM) dreht sich und dockt wieder an.
Das Lande-Modul (LM) wird vom Kommando-Modul aus der dritten Raketenstufe herausgezogen.
Flug zum Mond.
Das Kommando-Modul kreist um den Mond.
20. Juli 1969: Das Lande-Modul setzt auf der Mondoberfläche auf, nach der Landung wird die Mondoberfläche erkundet...
Das Lande-Modul kehrt wieder zum Kommando-Modul zurück.
Rückflug zur Erde.
24. Juli 1969, 16:50:00 UTC: Die Kommandokapsel landet erfolgreich im Pazifik.


10. Februar 2020

Der Mond und sein Einfluss auf das Leben auf der Erde


Der Mond hat einen erheblichen Einfluss auf das Leben auf der Erde. Allerdings nicht so, wie es uns Mondratgeber und -kalender gerne glauben machen möchten...
 
Möglicherweise verdanken selbst wir Menschen unsere Existenz dem Mond, denn durch seine Anwesenheit stabilisiert er die Rotationsachse der Erde über die Jahrmilliarden, was wiederum zu einem relativ stabilen Klima führt. Ohne Mond könnte die Erdachse um bis zu 85 Winkelgrad gegen die Erdbahnebene kippen -mit dem Mond schwankt sie nur um wenige Grad um die aktuelle Neigung von ca. 23,5 Grad! Das stabile Klima hat die Entstehung höheren Lebens, wie wir es heute kennen, begünstigt. Ohne Mond würde die Erde möglicherweise nur durch Bakterien und andere einfache Lebensformen bewohnt werden!
 
Doch nicht nur in diesem großen Rahmen beeinflusst der Mond das Leben auf der Erde, durch seinen Lichtwechsel (Mondphasen) von ca. 29,5 Tagen gibt er auch den Zyklus von so manchen Tierarten vor. Insbesondere der Fortpflanzungszyklus einiger Meereslebewesen ist auf den Lichtwechsel des Mondes abgestimmt: Viele Korallenarten pflanzen sich nur bei bestimmten Mondphasen fort, der Fisch Grunion nutzt besonders starke Springfluten zur Eiablage im Sand, ebenso lebt die Meeresmücke Clunio „im Einklang“ mit dem Mond. Der im Südpazifik beheimatete Meereswurm Palolo vollführt seine massenhafte Fortpflanzung nur zu ganz bestimmten Mondphasen: Die Tiere benötigen den Mond als Taktgeber, damit Weibchen und Männchen ihre Ei- und Samenzellen gleichzeitig in großen Mengen freisetzen können und so jeden Fressfeind überfordern. Der „Star“ ist jedoch der Borstenwurm Platynereis dumerilii, der als Modellorganismus in der Forschung im Labor genutzt wird, um die genetischen und molekularen Grundlagen des lunaren Zyklus' zu erforschen.

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Der Mond ist auch Hauptverursacher der Gezeiten. Anziehungs- und Fliehkräfte im System Erde-Mond heben sich an der Erdoberfläche nicht exakt auf, weshalb sich im Ozean zwei Flutberge auftürmen und Ebbetäler ausbilden. An den Küsten haben die Gezeiten erheblichen Einfluss auf das Leben. Oft wird argumentiert, dass auch der menschliche Körper zu 70% aus Wasser bestünde, und deshalb der Mond aufgrund der Gezeitenkräfte auch auf den Menschen wirken müsste. Man kann aber leicht nachrechnen, dass selbst Alltagsgegenstände um uns herum, wie Häuser, Autos oder Berge, eine vielfach stärkere Gezeitenkraft auf uns ausüben als der weit entfernte Mond. Außerdem werden die Effekte der Gezeiten umso kleiner, je kleiner das betrachtete Gewässer ist. Haben Sie schon einmal Ebbe und Flut in einer Badewanne beobachtet?
 
Üblicherweise ist der Glaube an die „Kraft des Mondes“ harmlos. Wer sich beim Säen der Radieschen nach dem „richtigen Zeitpunkt“ richtet, wird sicherlich reich ernten. Allerdings nicht, weil der Mond seine Finger im Spiel hat, sondern weil man sich ganz besonders um seine Pflänzchen kümmert. Trotzdem ist der Mondglaube nicht ungefährlich, nämlich dann nicht, wenn es um medizinische Ratschläge geht. Mondkalender geben Auskunft darüber, wann ein angeblich besonders günstiger Zeitpunk für den Aderlass sei – aus medizinischer Sicht ist nie ein guter Zeitpunk für einen solchen Eingriff, weil ein Aderlass immer eine Schwächung des Körpers darstellt. Auch werden Termine genannt, wann Impfungen ungünstig wären – ohne hingegen zu sagen, wann denn ein günstiger Termin dafür wäre. Selbst bei Zahnarzt- und Operationsterminen sollte man sich laut Ratgeber nach unserem nächsten Nachbarn im All richten. Einen wissenschaftlich belegbaren Grund dafür gibt es nicht. Solche Ratschläge können nicht nur das Leben verkomplizieren, im schlimmsten Fall können sie sogar die Gesundheit beeinträchtigen.
 
Nur einen einzigen Ratschlag sollten Sie sich zu Herzen nehmen: Richten Sie sich in medizinischen und gesundheitlichen Dingen nicht nach Mondkalendern! Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Arzt, Apotheker oder den Astrophysiker Ihres Vertrauens.
 
- Stefan Uttenthaler
 

Veranstaltungstipp:
Vortrag am 12. Februar 2020, 18:30 Uhr
"Die (Ohn)macht des Mondes"
von Stefan Uttenthaler (Gesellschaft für kritisches Denken)
29. Januar 2020

Wie umkreist der Mond die Erde?


Der Mond umkreist die Erde auf einer elliptischen Bahn und dreht sich um seine eigene Achse. Während der Mond die Erde umkreist, wandert auch die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne...

Anhand eines Telluriums in der Sonderausstellung werden die Bahnen von Mond und Erde genau sichtbar!
Ändert der Mond sein Gesicht? Wie lange dauert die Zeitspanne von Neumond zu Neumond?
Seht selbst:

23. Januar 2020

Aktuelle Forschung rund um unseren nächsten kosmischen Nachbarn


Der Mond fasziniert die Menschheit bereits seit Jahrtausenden, doch die detaillierte Erforschung des Mondes gelang erst nach den ersten Beobachtungen mittels Fernrohr, später mit leistungsfähigen Teleskopen. Die heutige Erforschung des Erdmondes basiert auf den neuesten technischen Möglichkeiten in der Fernerkundung, in Laborarbeit mit Mondproben und Raumfahrtmissionen. Ein Meilenstein für die Mondforschung stellen natürlich die bemannten Apollo-Missionen im Zeitraum von 1969 – 1972 dar. Was uns die Astronauten von den sorgfältig ausgewählten Landeplätzen der Mondoberfläche zurückgebracht haben, sind mehr als 380 kg Mondgestein und Bodenproben, die bis heute und auch zukünftig Generationen von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern beschäftigen werden. Aber auch aus den sowjetischen Luna-Proben, in Summe etwa 300 g Material vom Mond, können heute noch aktuelle Forschungserkenntnisse gewonnen werden, an denen unter anderem auch das NHM Wien beteiligt ist.

Mittlerweile sind auch knapp 400 Mondmeteorite bekannt – Fragmente, welche durch Einschläge aus der Mondoberfläche herausgeschlagen und zur Erde katapultiert wurden. Aus diesen Mondgesteinen, die eine Gesamtmasse von über einer halben Tonne Gewicht ausmachen, können ebenfalls viele Informationen über die Entstehung und Entwicklung des Mondes gewonnen werden.

In der Meteoritensammlung des NHM Wien befinden sich derzeit neben einer Dauerleihgabe eines basaltischen Mondgesteins der Apollo 15-Mission und vulkanischen Bodenproben auch 12 verschiedene Mondmeteoriten, an denen zum Teil auch aktuelle Forschungsarbeit durchgeführt wird. Beispielsweise wurde in einem kürzlich identifizierten Mondmeteoriten mit dem Namen „Oued Awlitis 001“ aus der Sammlung des NHM Wien, welcher 2014 in der Westsahara gefunden wurde, ein neues Mineral namens „Donwilhelmsit“ (CaAl4Si2O11) entdeckt und beschrieben.

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Ohne die Untersuchung von Mondproben und Mondmeteoriten wüssten wir beispielsweise nicht, dass sich unser Mond etwa 50 Millionen Jahre nach unserer Erde durch einen Einschlag eines etwa marsgroßen Körpers, genannt „Theia“, aus großen Teilen des Erdmantels und der Kruste gebildet hat, oder dass der Mond einmal von einem globalen Magmaozean bedeckt war. Somit nimmt der Erdmond im Sonnensystem in seiner Entstehung, Größe und Entwicklung auch eine Sonderstellung ein.

Ebenso ermöglichten die übertragenen Daten des Lunar Reconnaissance Orbiters (LRO), einer Raumsonde der NASA, welche seit 2009 den Mond umkreist, detaillierte Bilder und eine geschlossene globale Karte der Mondoberfläche. Aus diesen Bilddaten konnten bereits viele geologische Prozesse auf dem Mond abgeleitet werden. Sie dienen auch dazu, Landeflächen für zukünftige bemannte Raumfahrtprojekte auszuwählen, wie beispielsweise in dem geplanten Artemis-Programm der NASA.

Ebenso finden derzeit geophysikalische Untersuchungen auf dem Mond statt – auch mit tatkräftiger Beteiligung des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt), die mit einem seismischen Experiment in die Kruste des Mondes vordringen, um die geologischen Strukturen im Inneren des Mondes besser zu erforschen.

Der Mond rückt daher wieder mehr denn je in den Fokus der aktuellen Raumfahrt und der planetaren Forschung.

- Julia Walter-Roszjár
 

[Bild links: Detailansicht im Meteoritensaal (Saal V) des NHM Wien zum Thema Mond, Foto: NHM Wien, Kurt Kracher / Bild rechts: Vitrine im Meteoritensaal des NHM Wien mit einem basaltischen Fragment von der Apollo 15-Mission der NASA, Bodenproben von der Mondoberfläche und einigen Mondmeteoriten, Foto: NHM Wien, Ludovic Ferrière]
 
17. Januar 2020

The Art of the Moon


As an artist who is interested in a discussion with science, my affinity for the Moon dates back to the early Gemini and Apollo programs. While growing up in the 1960s, I was inherently immersed in America’s space program, as both my parents were employed at NASA. However, watching the Apollo 11 spacecraft actually land on the lunar surface, in real time, was, by far, the most magical moment of anything I had ever witnessed (as a young teenager!). Fast forward about 40 years, and, having myself worked for NASA affiliated institutions, I began to reminisce about my space roots.  All that post-lunar experience has led me to explore the topic from the perspective of an artist.
 
Art mirrors science. The connectedness to both science and the creative challenges it evokes are in many ways artistic in nature. Because the Natural History Museum is a home to many disciplines, it provides a good base for art/science cross-pollination, presenting artist’s work in a scientific context, is symbolic of such an interdisciplinary approach. The topic of the current NHM Vienna exhibition, our Moon, is an ideal sounding board for such activities.

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Our nearest companion in space has conveyed a sense of mystery that has made it a prime object of investigation for artists and scientists. The Moon, in all its wondrous inspirations and interpretations, also celebrates the spirit of round – the circular shape is the most basic of forms that artists have been drawn to over the millennium. The circle is a dominating geometric shape observed in the everyday life of nature. Its form is a constant in the natural world, and emphasizes the cyclical nature of many natural and man-made processes, and offers purity and abstract qualities that can be depicted in creative and challenging ways.
 
The science and research (not least of all photography) of lunar craters over time has allowed artists a new vantage point. The Moon’s surface, with its pitted face reveals a violent and dramatic entity shaped by light and darkness, accentuating the depth and dimension of the landscape it transforms. There are many examples in the exhibition that show how artists react to the strangeness of the lunar landscape, but also how they are influenced by the Moon as such. Certainly the Moon remains a fertile ground for artistic intervention and interpretation.
 
- Dona Jalufka


Veranstaltungstipp:
Themenführung am 19. Jänner 2020, 15:30 Uhr
"The Art of the Moon"
mit Dona Jalufka (auf Englisch)

 
[Bilder & Credits: Dona Jalufka, "Gibbous Moon Hare" , Öl auf Leinwand / Dona Jalufka, "Full Rose-Quarter Moon", Fotomontage]
09. Januar 2020

Von der Mondbeobachtung zum Kalender


Menschen planen ihr Handeln im Voraus. Schon die Auswahl eines Siedlungsplatzes sowie das Jagen und Verwerten des Wildes in der Altsteinzeit bedurfte zahlreicher Entscheidungen, die auch eine zeitliche Dimension enthalten. Für kurzfristige Planungen genügt es, die Sonnenaufgänge (=Tage) zu zählen. Längere Zeiträume einzuschätzen, um den richtigen Zeitpunkt für die Verlagerung des Siedlungsplatzes im Jahreskreis zu erkennen, bedarf anderer Fixpunkte. Neben der Beobachtung der Umwelt ist der Mondzyklus eine einfach zu erkennende Himmelserscheinung, deren Anzahl im Jahreskreis überschaubar ist. Die jahreszeitlichen Veränderungen in der Natur, die zyklischen Veränderungen des Mondes, die ihrerseits wieder in eine Anzahl an Tagen zerlegbar sind, erlauben es, Zeiträume abzuschätzen.
Ob die Zahl und Anordnung der Punktmarkierungen auf dem Flügelknochen eines Adlers vom Abri Blanchard in Frankreich aus der Altsteinzeit schon mit der Beobachtung der Mondphasen zusammenhängt, ist ungewiss. Auch das Horn in der Hand der Dame von Laussel (ca. 30.000 Jahre vor heute) wird oft als Symbol für den Mond angesehen.

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Besondere Bedeutung hatte die Himmelsbeobachtung für Aussaat und Ernte der frühen Bauern. Aber erst aus der Mitte d. 4. Jahrtausends v. Chr. haben wir Belege für die Verehrung des Mondes bei den Sumerern. Der Mondgott Nanna oder Sin, der Vater aller Götter - manchmal auch als junger Stier dargestellt - herrschte über das stetige Zunehmen und das Abnehmen des Mondes. Um etwa 2000 v. Chr. fassen sie 12 Mondphasen zu je 30 Tagen zu einem Jahr zusammen. Schaltmonate gleichen immer wieder den Unterschied zwischen Mond- und Sonnenjahr aus.
Die Ägypter nutzten zur Berechnung des Eintritts der Nilschwemme zwölf Sterne des Nachthimmels, der schon um 2000 v. Chr. auf einem Sarg von Assiut dargestellt ist. Sie haben auch die Bewegung des Mondes über den Nachthimmel sowie seine Veränderungen genau beobachtet. Der ägyptische Kalender mit 365 Tagen dürfte aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammen.
Die Himmelsscheibe von Nebra (ca. 1500 v. Chr.) ist die älteste Darstellung des Himmels und zeigt Neumond, Vollmond und die Plejaden. Die 32 goldenen Punkte könnten darauf hindeuten, dass der Unterschied zwischen Sonnen- und Mondjahr auch schon im bronzezeitlichen Europa bekannt war.
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Der römische Kalender hatte ursprünglich 355 Tage - 10 Monate, um ca. 700 v. Chr. durch Januar und Februar ergänzt. Im 5. Jahrhundert v. Chr. errechnete der griechische Astronom Meton einen sehr genauen Kalender, der den Lauf der Sonne und des Mondes berücksichtigt. Gaius Julius Caesar führt ein Jahr mit 365 Tagen und Regeln für Schaltjahre ein. Dieser Kalender wurde 1582 von Papst Gregor XIII reformiert.

- Walpurga Antl-Weiser
 
Veranstaltungstipp:
Themenführung am 12. Jänner 2020, 15:30 Uhr
"Von der Mondbeobachtung zum Kalender"
mit Walpurga Antl-Weiser
31. Dezember 2019

Der Mond im Jahr 2019 - Ein Rückblick


Obwohl der "gute Mond" jeden Monat und jedes Jahr prominent am Himmel zu sehen ist - sogar in den "lichtverschmutzten" Städten - war 2019 ein ganz besonderes Mondjahr. Der Anlass für das außergewöhnliche Interesse an unseren Erdmond war natürlich das 50-Jahr-Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung im Juli des Jahres 1969. Dazu gleich mehr. Aber auch sonst stand der Mond durchaus im Zeichen des Interesses. So setzte die chinesische Sonde „Chang'e 4" am 3. Jänner 2019 einen Lander mit Rover im sogenannten South Pole-Aitken-Becken auf der von der Erde abgewandten Seite des Mondes ab; der zugehörige Orbiter ist seit Dezember 2018 in einer Umlaufbahn um den Mond. Dieses Unternehmen war die erste erfolgreiche Landung auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Das South-Pole-Aitken-Becken ist von großem Interesse, da sehr tiefgelegene Teile der Mondkruste exponiert sind, und es sich hier auch um eines der größten Einschlagsbecken im Sonnensystem handelt. Besonders interessant ist das Alter dieses gigantischen Einschlages, das allerdings leider auch nicht mit einer Sonde vor Ort gemessen werden kann - dazu müsste man Gesteinsproben zur Erde zurück bringen.

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Auch andere Nationen haben ihr Glück mit Mondsonden probiert, so etwa Israel mit der Sonde „Beresheet“, die allerdings im April eine Bruchlandung hinlegte, ähnlich wie im September der Landeteil der indischen Sonde „Chandrayaan-2“, wobei hier der Orbiter planmäßig funktioniert. Damit sind die USA, die UdSSR und China noch immer die einzigen Nationen, denen weiche Mondlandungen gelungen sind. Trotz der vielen kommerziellen Anbieter, die in den Markt drängen, ist das vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass Raumfahrt und insbesondere Landungen auf anderen Himmelskörpern doch nicht so einfach sind und auch nicht so bald zur Routine werden.

Aber zurück zum Jubiläum der bemannten Mondlandung. Die erfolgreiche Landung von "Apollo 11" im Mare Tranquillitatis am 20. Juli 1969 und die darauf folgenden fünf weiteren bemannten Mondlandungen waren für die wissenschaftliche Forschung von sehr großer Bedeutung. Die politischen Rahmenbedingungen wurden an anderen Stellen ausführlich diskutiert, so dass ich hier nur einige der wichtigen wissenschaftlichen Punkte diskutieren möchte. Einerseits wurden von den sechs bemannten Apollo-Missionen über 380 kg Mondgesteine von genau bekannten und geologisch sorgfältig ausgewählten Stellen zur Erde zurück gebracht (auch hatten alle Astronauten detaillierte geologische Ausbildungen), während die drei unbemannten sowjetischen Mondsonden Lunar 16, 20 und 24 zusammen etwa ein Drittel eines Kilogramms Mondgestein zur Erde retournierten.

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All diese Gesteinsproben haben aber zu einer Revolution in unserem Verständnis der Entstehung und Entwicklung des Mondes geführt. Wir wissen jetzt genau über das Alter vieler Mondformationen, ja sogar über das Entstehungsalter des Mondes selbst (ein wenig jünger als die Erde!) Bescheid, sowie über die geologischen Prozesse, die zur Bildung dieser Formationen geführt haben. Durch die sonstigen wissenschaftlichen Experimente der Apollo-Missionen wissen wir erstmals etwas über die innere Struktur des Mondes, die Zusammensetzung des Sonnenwindes, oder erhielten genaue Messungen zur Mondentfernung (wobei sich der Mond langsam, aber stetig immer weiter von der Erde entfernt, um einige Zentimeter pro Jahr). Ganz wichtig war auch, dass man zum ersten Mal unseren blauen Heimatplaneten, die Erde, in Fotos über den grauen Gesteinsformationen des Mondes schweben gesehen hat - ein faszinierender und mahnender Anblick.

Knapp nach den ersten Mondlandungen wurde in Houston (USA) ein Forschungsinstitut (finanziert durch die NASA) gegründet, das "Lunar Science Institute", welches etwas später in "Lunar and Planetary Institute (LPI)" umbenannt wurde. Ich hatte die Freude und das Glück, in den späteren 1980er-Jahren als Gastwissenschafter an diesem Institut tätig sein zu können, und konnte dort auch viele der wesentlichen Akteure der frühen Monduntersuchungen kennenlernen; viele Kooperationen und Freundschaften dauern bis heute an. Heuer war auch das 50. Jubiläum der vom LPI veranstalteten jährlichen "Lunar and Planetary Science Conference", und obwohl ich seit 37 Jahren keine dieser Tagungen ausgelassen habe, gibt es doch viele Kollegen, die noch viel länger dabei sind - heuer immerhin noch acht Personen, die alle 50 Konferenzen besucht haben.

Seit dem Ende der bemannten Mondlandungen Ende 1972 gab es natürlich eine gute Anzahl an unbemannten Raumsonden, die verschiedene Aspekte des Mondes untersucht haben. Aber zur Beantwortung vieler offener Fragen zur Entstehung und Entwicklung des Mondes (und seiner Sonderstellung unter den Monden in unserem Sonnensystem) ist es nötig, Gesteine zur Erde zurückzubringen, um detaillierte Analysen (z.B. Altersbestimmungen) durchführen zu können. Unbemannte Sonden können helfen, aber geologisch ausgebildete Astronauten sind deutlich erfolgreicher. Nun wird in der letzten Zeit öfters die Notwendigkeit von Mondlandungen und eventuell Mondbasen als wichtige Schritte für eine zukünftige bemannte Erforschung des Mars genannt. Es ist nur zu hoffen, dass die zuständigen Regierungen und Politiker nicht bei den Worten halt machen, wie so oft in der Vergangenheit, und Taten (mit anderen Worten: entsprechende Budgetzuteilungen) folgen lassen. Ansonsten könnte es sein, dass die Jahreszahlen auch kommender Jubiläen immer größer werden, ohne dass es rezentere Aktivitäten zu feiern gäbe.
Dass der Mond ein faszinierender Himmelskörper ist, der auch wesentlichen Einfluss auf die geologische und biologische Entwicklung der Erde hatte, ist in der momentan laufenden Sonderausstellung im Naturhistorischen Museum Wien breit dokumentiert. Und auch, dass es noch viel zu erforschen gibt.

- Christian Köberl, Generaldirektor NHM Wien
 
[Bilder: Aufnahme der Erde von Apollo 17, Foto: NASA / Apollo 17-Kapsel, Space Center in Houston, Foto: C. Köberl / Replik von Neil Armstrongs Raumanzug in der Sonderausstellung, Foto: NHM Wien]
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18. Dezember 2019

Mondblicke


"Ich glaube, der würde sich auf die eigenen Rückseite wünschen..."
Im Zuge der Eröffnung der Sonderausstellung "Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft" Ende Oktober 2019 hat das NHM Wien-Filmteam einigen Gästen ganz persönliche Fragen zum Mond gestellt...

Teil 3: "Was würde der Mann im Mond über uns denken"?

12. Dezember 2019

Die Eroberung des Mondes

Keine Luft, kein Wasser, kein Leben. Die Temperaturen pendeln zwischen den beiden Extremen -220°C und +130°C, die nächste lebensfreundliche Unterkunft liegt 380.000 km entfernt.
Wieso sollte die Menschheit solch lebensfeindlichen Ort erobern?
 
Die Eroberung solch eines Ortes entsprach vermutlich nicht dem Verständnis eines erstrebenswerten Ziels der vorangegangenen Entdecker. Im Jahr 1492 erreichte Christopher Kolumbus zum ersten Mal Amerika. Weitere Überfahrten sollten folgen und zahlreiche Seeleute fielen der Eroberung zum Opfer. Columbus, oder die weibliche Form „Columbia“, wurde zum Sinnbild der USA und fand auch als Namensgeberin des Kommandomoduls den Weg in die Apollo 11-Mission.
 
Anfang des 17. Jahrhunderts war der Mond noch weit von der Eroberung entfernt, doch mit Hilfe des Teleskops kam ihm die Menschheit näher. Schließlich löste Newton auch das Problem der Gravitation und formulierte Gesetze, die die Gezeitenkräfte erklären konnten.
In der Zwischenzeit eroberte Jules Verne literarisch in seinen Erzählungen den Mond und auch die Vision einer Mondbasis wurde in Science-Fiction-Filmen erstmals präsentiert.

In der Geschichte finden Eroberungen überwiegend im kriegerischen Kontext statt. Auch die Eroberung des Mondes endete über mehrere Umwege in einem Wettstreit zweier Nationen. Viele Schalter und Hebel mussten für die Eroberung umgelegt werden - politisch und wissenschaftlich. Und auch hier hat die Eroberung ihre Opfer gefordert.
Zwei Astronauten des Gemini Programms verunglückten mit ihrem Flugzeug am Weg zur Trainingsbasis in Houston. Die Besatzung von Apollo 1 starb bei einem Testlauf. Buzz Aldrins Mutter Marion beging Selbstmord 1968, ein Jahr vor dem Start von Apollo 11.

Aber warum zum Mond- einem leblosen Himmelskörper, der sich um die Erde bewegt? Weil er einfach da ist? Weil es schwer ist, dort hin zu fliegen? Weil wir ihn noch nicht erforscht haben? Weil es all unsere Bemühungen bündelt und fokussiert? Weil es das Beste aus uns holt?
Nur 40 Prozent der amerikanischen Bevölkerung standen zunächst hinter dem Apollo-Programm. Am 21. Juli 1969 verfolgten rund 600 Millionen Zuschauer weltweit den ersten Schritt eines Menschen auf einem anderen Himmelskörper. Ein Repräsentant der Erde, ein Eroberer im Namen der gesamten Menschheit.
- Gabor Herbst-Kiss

Veranstaltungstipp:
Themenführung am 15. Dezember 2019, 15:30 Uhr
"Die Eroberung des Mondes"
mit Gabor Herbst-Kiss
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Raumschiff 107- alias Apollo 11 alias "Columbia". Das beste Schiff auf der ganzen Linie. Gott segne sie. - Michael Collins (Command Module Pilot), Credit: NASA
06. Dezember 2019

Beziehungsweise Mond und Erde


Der Mond – der Erde bester Freund
Wenn Planeten mit Monden ausgingen, wären Erde und Mond die besten Freunde oder das perfekte Paar. Auf den ersten Blick wirken sie wie Gegensätze, die sich anziehen –  sie sehen einander nicht so ähnlich und haben sich trotzdem irgendwie gefunden. Immerhin führen sie seit über vier Milliarden Jahren eine stabile Langzeitbeziehung, obwohl sie sich langsam, aber doch, entfremden und jedes Jahr ein paar Zentimeter mehr auf Distanz gehen.
 
Gegensätze ziehen sich an – oder doch die Gemeinsamkeiten?
Doch eigentlich sind es die Gemeinsamkeiten, die anziehend wirken, und nicht die Gegensätze. Die Geschichte und Eigenschaften von Erde und Mond stecken, wenn man ihre Entstehung betrachtet, voller Gemeinsamkeiten. Dies war jedoch nicht von Beginn an bekannt, seit dem 19. Jahrhundert konkurrierten zahlreiche Theorien um die richtige Erklärung zur Entstehung des Mondes. Theorien wie etwa die Abspaltung des Mondes von der schnell rotierenden Erde oder die Entstehung des Mondes aus von der Erde abgedampfter Materie setzten sich nicht durch. Logischer klangen bereits die gemeinsame Entstehung von Erde und Mond oder der Einfang des Mondes durch die Erde. Beiden Theorien fehlten aber belastbare Mechanismen, die dies bewerkstelligen könnten.
Spätestens mit den Mondproben des amerikanischen Apollo-Programms und der sowjetischen Luna-Serie wurden in den 1970er-Jahren die großen Gemeinsamkeiten ersichtlich, die Erde und Mond verbinden: die sogenannte „Kollisionstheorie“ mauserte sich immer mehr zum Favoriten unter den Mondentstehungstheorien.
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Es ist kompliziert
Beziehungen sind kompliziert. So auch jene zwischen Erde und Mond. Dass Erde und Mond in einem ziemlich gewaltigen Akt, der einen Ausgleich an chemischen Elementen zwischen den beiden begünstigte, entstanden sind, gilt heute als sehr wahrscheinlich. Die Kollisionstheorie, die besagt, dass ein größerer Himmelskörper mit der frühen Erde kollidiert ist, kann dies leisten. Es kommen jedoch laufend Details dazu, deshalb wurde die Kollisionstheorie beständig weiterentwickelt und passende Abwandlungen formuliert. Die Suche nach der möglichst widerspruchsfreien Entstehungstheorie ist noch im Gange und wird die Wissenschaft noch länger beschäftigen. Weitere Mondproben, von anderen Orten als den bereits erkundeten Landestellen, würden dabei helfen. Ob die für die nähere Zukunft geplanten Mondlandungen der etablierten und aufstrebenden Raumfahrtnationen diesen Bedarf decken können, wird sich am Mond zeigen, steht aber noch in den Sternen.

- Christoph Goldmann
 
Veranstaltungstipp:
Themenführung mit Christoph Goldmann
"Unser Mond – der Erde so ähnlich und doch so anders"
am 8. Dezember 2019, 15:30 Uhr
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25. November 2019

Mondblicke


Sauerstoff, ein Fernrohr oder lieber Kunst?
Im Zuge der Eröffnung der Sonderausstellung "Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft" Ende Oktober 2019 hat das NHM Wien-Filmteam eingen Gästen ganz persönliche Fragen zum Mond gestellt...

Teil 2: "Was würden Sie auf den Mond mitnehmen"?

25. November 2019

Mondblicke

Im Zuge der Eröffnung der Sonderausstellung "Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft" Ende Oktober 2019 hat das NHM Wien-Filmteam den Museumsgästen ganz persönliche Fragen zum Mond gestellt...

Teil 1: "Würden Sie auf den Mond fliegen"?

15. November 2019

50 Jahre Mondlandung – Johannes Kepler und Jules Verne

Während Galileo Galilei das junge Fernrohr ab 1609 immer wieder zum Mond richtet, greift Johannes Kepler zur Feder. Der Schwabe bringt eine Traumerzählung zu Papier; eine frühe Science-Fiction-Geschichte. Darin versetzt er den Leser auf die Oberfläche des Mondes und lässt ihn von dort aus auf die Erde schauen. Sie dreht sich um sich selbst und zieht durch die Sternbilder. Die allermeisten von Keplers Zeitgenossen wähnen die Erde hingegen im Zentrum des Universums und sprechen ihr jede Bewegung ab.
Nikolaus Kopernikus hatte 1543 einen ausgefeilten Gegenentwurf publiziert. Doch der Vatikan verbot es 1616, die Erdbewegung zu lehren oder auch nur an sie zu glauben. Mit seinem Roman will Kepler die Leser dennoch bereit machen für den großen kopernikanischen Perspektivenwechsel. Als Antrieb für den Mondflug bemüht er Dämonen und erwähnt Gestalten, die an fliegende Hexen erinnern. Ähnlich wie die Mutter der Romanfigur Duracoto bereitet auch Keplers Mutter Katharina Kräuteressenzen zu. Der streitbaren Frau wird in Leonberg Schadenszauber nachgesagt. Man verdächtigt sie der Hexerei und nimmt sie fest. Kepler kämpft verbissen um ihr Leben. Die alte Frau wird freigelassen, stirbt aber ein halbes Jahr später.
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Um weitere Missverständnisse zu vermeiden, versieht Kepler seinen Roman nun mit einer Reihe erklärender Anmerkungen (in der Ausstellung zu sehen). Das Buch erscheint außerdem erst Jahre nach seinem Tod, unter dem harmlosen Titel „Somnium“ („Der Traum“).

Als der Franzose Jules Verne 1828 geboren wird, steht die Erdbewegung außer Streit. Vernes Genre sind Berichte über fiktive, außergewöhnliche Reisen. Dazu zählen auch die beiden Mondflug-Romane „Von der Erde zum Mond“ (1865) und „Reise um den Mond“ (1869).
Zum Inhalt: Als der US-amerikanische Bürgerkrieg endet, steht der in Baltimore gegründete Gun Club vor der Auflösung. Um dessen Mitglieder - in erster Linie Artillerieexperten - weiter zu beschäftigen, lässt der Club-Präsident eine Riesenkanone entwickeln. Sie soll ein Projektil auf den Mond abfeuern.
Schließlich fliegen drei Menschen im Projektil mit! Sie wollen eine Kolonie auf dem Mond gründen. Schon erscheint ihnen der Mond zum Greifen nahe. Sie studieren seine Oberfläche aus wenigen Dutzend Kilometern Distanz. Doch dann verfehlt ihr Projektil den Mond. Es umrundet ihn und stürzt schließlich wieder auf die Erde zu. Hier werden die Abenteurer wie Halbgötter verehrt.
Verne nahm in diesen beiden Science-Fiction-Romanen erstaunlich viel vorweg, das 100 Jahre später, im Zeitalter der Apollo-Mondflüge, Realität werden sollte. Wie konnten ihm derartige Blicke in die Zukunft gelingen?

Christian Pinter ist Autor des astronomiegeschichtlichen Lesebuchs „Helden des Himmels“ (Kremayr & Scheriau, 2009)

Veranstaltungstipp:
Vortrag am 27. November 2019, 18:30 Uhr:
"50 Jahre Mondlandung"
mit Christian Pinter


Bild:
Verne erwähnt Verfärbungen auf dem uns schlicht grau anmutenden Mond. Die moderne Digitalfotografie macht sie sichtbar. Foto: C. Pinter
15. November 2019

MoonWalk


Ein Instagram-Event der besonderen Art fand am 12. November 2019 im Museum statt: der erste Instawalk zur Ausstellung in der November-Vollmondnacht!
20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in Kooperation mit @igersvienna und @igersaustria.at, wurden zuerst durch die Ausstellung "Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft" geführt und konnten danach den Nachthimmel und die Stadt vom Dach aus betrachten. Es entstanden viele fotografische Eindrücke, die unter dem Hashtag #NHMMond zu finden sind!

Das Museum ist auf Instagram zu finden unter @nhmwien
#NHMMond

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13. November 2019

Quo vadis, Mondraumfahrt?


Als die Menschen in der Antike den Mond betrachteten, jenen Mond, der sich in ihrer Vorstellung auf einer durchsichtigen Sphäre um die Erde bewegte, wagte es wohl niemand, auch nur in Gedanken den Mond zu bereisen.
Aber das änderte sich mit den großen Umbrüchen des vorherrschenden Weltbildes, die den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit einleiteten: statt der Erde trat die Sonne ins Zentrum des Sonnensystems und mit den ersten Fernrohren erkannten die Menschen, dass auch der Mond keine perfekte, makellose Sphäre, sondern ein mit Narben und Furchen übersäter Himmelskörper ist. Mit dem zunehmenden Verständnis der Natur des Mondes begannen die Menschen, davon zu träumen, ihn zu bereisen. Aber all dies blieb vorerst Fiktion.
 
"Krieg ist Vater von allen, König von allen"?
Diese fragmentarisch überlieferte Aussage des vorsokratischen Philosophen Heraklit ist selten so zutreffend wie beim ersten bemannten Flug zum Mond. Während das Prinzip des Raketenantriebs bereits seit vielen Jahrhunderten für Kriegswaffen genutzt wird, waren es visionäre Ingenieure und Wissenschafter, welche mit ihrem Pioniergeist zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Prinzipien der modernen Raumfahrt entwickelten. Die von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs übernommene, in Deutschland entwickelte moderne Raketentechnologie, blieb auch vorerst der militärischen Nutzung vorbehalten. Der 1957 von der Sowjetunion als weltweit erster Satellit ins All geschossene "Sputnik 1" offenbarte den technologischen Vorsprung der Sowjetunion beim Wettlauf ins All gegenüber den USA. Der Kalte Krieg hatte endgültig das Weltall erreicht. John F. Kennedy war es dann, der am 20. April 1961 seinem Vizepräsidenten Lyndon B. Johnson den Auftrag erteilte, ein Raumfahrtvorhaben zu finden, mit dem die USA die Sowjetunion schlagen könnten. Etliche Wochen später hielt Kennedy seine berühmte Rede vor dem amerikanischen Kongress, in der er um die notwendige Unterstützung für eine bemannte Mondlandung warb. Der Wettlauf zum Mond hatte begonnen und endete etwas mehr als acht Jahre später mit der Landung der amerikanischen Mondlandefähre "Eagle" am Mond.
 
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Die Rückkehr
Obwohl der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn durch die Mondprogramme der USA und der Sowjetunion enorm war, verloren die Länder in Ermangelung der militärischen Notwendigkeit das Interesse am Mond. Heute, 50 Jahre später, ist das Interesse am Mond wieder erwacht. Mittlerweile wetteifern nicht nur die führenden Weltraummächte USA, Russland und Europa um ihren Platz im All, sondern neben den aufstrebenden Weltraumnationen wie China, Japan und Indien auch private Unternehmen. Während die geplanten Reisen zum Mond nur eine Rückkehr bedeuten würden, so zeichnet sich bereits das nächste große Ziel am Horizont ab, bei dem der Mond allerdings eine wichtige Rolle spielen könnte: die Reise zum Mars.
John F. Kennedy versuchte seinerzeit noch die Rivalität während des Wettlaufs zum Mond in eine Kooperation mit dem Kontrahenten zu wandeln, scheiterte aber am gegenseitigen Misstrauen. Ob die Erreichung des nächsten großen Ziels der Menschheit in der Raumfahrt wesentlich von Rivalität oder Kooperation geprägt sein wird, muss sich erst weisen. Ebenso, welche Rolle die Wissenschaft in dieser Unternehmung spielen wird und ob der Erkenntnisgewinn die enormen Kosten rechtfertigen wird.
 
- Christoph Goldmann

Veranstaltungstipp:
Themenführung am 17. November 2019 um 15:30 Uhr
"Quo vadis, Mondraumfahrt? Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft."
mit Christoph Goldmann

Bilder:
- Das Lunar Orbital Platform – Gateway soll einmal als Zwischenstopp auf dem Weg zum Mond dienen.
Credits: NASA, verändert durch LIQUIFER Systems GroupRegolight
- Künstlerisches Darstellung einer zukünftigen Mondbasis aus sonnengesinterten Kacheln aus Mondregolith
Credits: RegoLight , LIQUIFER Systems Group 2018
 
 
04. November 2019

Mond und Leben

Die Auswirkungen des Mondes auf irdisches Leben sind relativ gering. Lässt man wissenschaftlich weitgehend Unbewiesenes wie etwa den Einfluss auf Haarschnitt, Mondholz, Geburten o.Ä. beiseite, so bleiben Lichtwirkung und Massenanziehung (Gravitation).

Die stärkste, tagtäglich spürbare Auswirkung der Gravitation sind die Gezeiten, also Hoch- und Niedrigwasser in verschiedenen Gebieten der Weltmeere. Neben dem Mond ist auch die Sonne für Ebbe und Flut verantwortlich, ihre Gezeitenkraft ist aber nur knapp halb so groß wie jene des Mondes. Springtiden und Nipptiden, also besonders hohe bzw. niedrige Wasserstände ergeben sich aus der Stellung der beiden Himmelskörper zur Erde. Ebbe und Flut treten in einem etwa halbtägigen Rhythmus auf, verschieben sich aber nach zwei Tiden um etwa 50 Minuten nach hinten. Die Höhe der Gezeiten hängt auch noch vom Wind, der morphologischen Beschaffenheit der Küste und vielen anderen Faktoren ab.
Das Phänomen der Gezeiten ist kompliziert und facettenreich. Dass die durch Ebbe und Flut „geborene“ Landschaften des Wattenmeeres eindrucksvolle und kostbare Lebensräume sind, wissen alle, die bereits an einer (nördlichen) Küste gestanden sind und das verschwundene bzw. zurückgekehrte Meer bestaunt haben.
Marschen, Kooge, Deiche, Halligen und Priele haben das Land und den Menschen geprägt, das eigentliche Naturwunder sind aber die ausgedehnten sandig-schlickigen Wattflächen und ihre Bewohner. Unter der scheinbar leblosen Oberfläche regt sich millionenfaches Leben. Tiere, die sich entweder tief eingraben oder mit Schalen vor der periodischen Trockenheit schützen müssen, haben sich perfekt an diesen spröden Lebensraum angepasst. Wenn in der abendlichen Stille das geheimnisvolle Wattknistern oder die Schreie vorbeiziehender Gänse ertönen, ist die Stimmung perfekt
Der stete Wechsel von Ebbe und Flut und der extrem flache Küstenverlauf haben das Watt hervorgebracht. Regelmäßig geht es unter, lässt sich aber auf Dauer nicht unterkriegen!
- Andreas Hantschk

Veranstaltungstipp:
"Mond und Leben"
Themenführung durch die Ausstellung mit Andreas Hantschk und Peter Sziemer
Sonntag, 10. November 2019, 15:30 Uhr
Sonntag, 29. Dezember 2019, 15:30 Uhr
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04. November 2019

Mondgedichte


Mir träumte: traurig schaute der Mond

Mir träumte: traurig schaute der Mond,
Und traurig schienen die Sterne;
Es trug mich zur Stadt, wo Liebchen wohnt,
Viel hundert Meilen ferne.
Es hat mich zu ihrem Hause geführt,
Ich küßte die Steine der Treppe,
Die oft ihr kleiner Fuß berührt,
Und ihres Kleides Schleppe.
Die Nacht war lang, die Nacht war kalt,
Es waren so kalt die Steine;
Es lugt‘ aus dem Fenster die blasse Gestalt,
Beleuchtet vom Mondenscheine.

Heinrich Heine (1797–1856)

 
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Das Mondschaf

Das Mondschaf steht auf weiter Flur.
Es harrt und harrt der großen Schur.
Das Mondschaf.
Das Mondschaf rupft sich einen Halm
und geht dann heim auf seine Alm.
Das Mondschaf.
Das Mondschaf spricht zu sich im Traum:
»Ich bin des Weltalls dunkler Raum.«
Das Mondschaf.
Das Mondschaf liegt am Morgen tot.
Sein Leib ist weiß, die Sonn ist rot.
Das Mondschaf.

Christian Morgenstern (1871–1914)

 


Seit Jahrhunderten inspirierte der Mond Literaten zu künstlerischem Schaffen. Die deutschsprachigen Zitate in der Ausstellung bilden den Ausgangspunkt für eine bunte Auswahl an Mondgedichten aus mehreren Jahrhunderten und für Textpassagen aus den Mondromanen Jules Vernes. Der Mond wird als Symbol für romantische oder sehnsuchtsvolle Stimmungen, aber auch als wissenschaftliche und raumfahrtbezogene Herausforderung des 19. Jahrhunderts thematisiert.

Veranstaltungstipp:

Mondsüchtig. Die Ausstellung „Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft“ im Spiegel der Literatur
Eine Führung durch die Ausstellung mit Brigitta Schmid
Mittwoch, 6. November 2019, 17:00 Uhr.

30. Oktober 2019

Eröffnet!


Seit heute ist die neue Sonderausstellung "Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft" mit spektakulären Bildern und wissenschaftlichen Einblicken zu sehen!
Die Eröffnung am Abend des 29. Oktober war feierlich, mit vielen Ehrengästen und bewegenden Ansprachen.
Auch Apollo-9-Astronaut Rusty Schweickart hat zur gelungenen Ausstellung gratuliert: "I really want to emphasize that the exhibit itself is really exceptional... the best I've seen the entire year. Primarily due to the multi-dimensional presentation of art, science, culture."
Vielen Dank!

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NHM Wien-Generaldirektor Christian Köberl
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Apollo-9-Legende Rusty Schweickart
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ORF-Sprecher & Zeitzeugen Peter Nidetzky und Hugo Portisch
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US-Embassador Trevor Traina

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Bundesminister Alexander Schallenberg
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Physiker Werner Gruber
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Weltraumarchitektin Barbara Imhof
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Ausstellungsansicht

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Ausstellungsansicht
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Ausstellungsansicht
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Ausstellungsansicht
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Ausstellungsansicht
25. Oktober 2019

Apollo-9-Legende


Kommende Woche ist Russell „Rusty“ L. Schweickart im NHM Wien zu Gast!
Schweickart ist ein US-amerikanischer Luft- und Raumfahrttechniker, Wissenschafter, Pilot und ehemaliger NASA-Astronaut. 1969 war er im Team der Apollo-9-Mission und damit maßgeb-lich am Erfolg der ersten bemannten Mondlandung beteiligt. 1963 wurde 1963 mit 13 weiteren Astronauten von der NASA ausgewählt und flog am 3. März 1969 als Mondlanderpilot mit Apollo 9 in das All. Zusammen mit James McDivitt (Commander) und David Scott (Command Module Pilot) testete er den Mondlander (LM) zum ersten Mal in einer Erdumlaufbahn. Ziel der Raumfahrtmission Apollo 9 war ein Testflug der Mondlandefähre unter realen Bedingungen in der Erdumlaufbahn. Die Mission war ein voller Erfolg. Mit der Mondfähre und dem Apollo-Raumanzug waren nun auch die letzten Ausrüstungsgegenstände im All getestet, die für eine Mondlandung notwendig waren. Auch sämtliche Rendezvous- und Kopplungsmanöver wurden erprobt. Die Raumkrankheit, unter der Schweickart gelitten hatte, hatte zwar zur Verkürzung der Außenbordarbeiten geführt, dieses Risiko wurde jedoch als beherrschbar eingeschätzt. Rusty Schweickarts Außenboardeinsatz dauerte 46 Minuten. Am 13. März 1969 erfolgte nach erfolgreicher Mission die sichere Wasserung des Raumschiffes. Rusty Schweickart verbrachte bei seinem einzigen Weltraumflug 241 Stunden im All. Er diente noch als Kommandant der Ersatzmannschaft der ersten Skylab-Mission, bevor er am 1. Mai 1974 in das NASA-Hauptquartier in Washington, D.C. wechselte. 1983 gehörte Rusty Schweickart zu den Gründern der Association of Space Explorers (ASE). Er ist Vorsitzender des „Committee on Near Earth Objects“ dieses Astronautenverbandes und beschäftigt sich bis heute unter anderem mit der Ablenkung von Asteroiden, die die Erde bedrohen könnten.
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Credit: NASA


Veranstaltungstipp:

"From the Earth to the Moon"

Mittwoch, 30. Oktober 2019, 18:30 Uhr | NHM Vortrag
Ein spannender Abend mit Russell „Rusty“ L. Schweickart und Christian Köberl: Stories und Informationen zum Apollo-Programm und zu neuen Entwicklungen der Weltraumforschung aus erster Hand!
(Vortrag mit Q & A in englischer Sprache)
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Credit: NASA
24. Oktober 2019

Ein Stück Mond


Der Aufbau zur Sonderausstellung läuft auf Hochtouren!
Heute wurde ein ganz besonderes Highlight hinzugefügt: ein echtes Mondgestein!
Mit größter Vorsicht legte Ludovic Ferrière, Kurator der Meteoritensammlung am NHM Wien, das Gestein in seine Vitrine, in der es ab 30. Oktober in Saal 17 zu sehen sein wird!


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23. Oktober 2019

Der Mond geht im Museum auf!

Am 30. Oktober 2019 startet unsere Sonderausstellung "Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft", anlässlich des 50. Jubiläumsjahres der ersten bemannten Mondlandung!

Der Mond, nächster Nachbar und steter Begleiter der Erde, ist nicht nur ein hochinteressanter kosmischer Körper mit bewegter Vergangenheit, sondern hat auch eine enorme Anziehungskraft auf Romantiker, Schriftsteller und Künstler.
Ein historischer Überblick über die Erforschung und Kartierung des Mondes wird durch astronomische Grundlagen zu Mondphasen, Sonnen- und Mondfinsternissen etc. ergänzt. Die Wechselwirkung des Mondes mit der Erde und sein Einfluss auf das irdische Leben – sei es durch die Gezeiten und die dadurch bedingte biologische Vielfalt, oder durch den Einfluss des Mondlichtes auf die Reproduktion mancher Tierarten – werden ausführlich thematisiert. Der Mond als geologisches Objekt, seine Zusammensetzung und der Prozess seiner Entstehung kommen ebenso wenig zu kurz wie die Geschichte seiner Erforschung mit Hilfe der Raumfahrt und der Mondlandung. Ungewöhnliche interaktive Stationen bieten Gelegenheit, den Mond zu riechen, selbst zum Mond-Rover-Fahrer zu werden oder ein echtes Stück Mond anzufassen. Zu den Highlights zählt ein neu erworbener Mondmeteorit, der erstmals präsentiert wird.


Unterschiedliche künstlerische Ausdrucksmittel vom späten 18. bis in das 20. Jahrhundert sowie zeitgenössische Positionen ergänzen die Schau. Zu sehen sind Zeichnungen, Gemälde, Installationen, Fotografien, Filme und ein Virtual Reality-Projekt. Vertreten sind Klemens Brosch (1894-1926), Oskar Laske (1874-1951), Georges Méliès (1861-1938), Robert Rauschenberg (1952-2008), Joseph Rebell (1787-1828), Leander Russ (1809-1864) und Michael Wutky (1739-1829).
Zeitgenössische Arbeiten von Laurie Anderson (USA) & Hsin-Chien Huang (Taiwan), Martin Beck (Österreich), James Benning (USA), Michael Benson (USA), Sabine Groschup (Österreich), LIQUIFER Systems Group (Österreich), Dona Jalufka (USA/Österreich), Luke Jerram (UK), Robert Longo (USA), Paula Metallo (Italien), Florian Raditsch (USA/Österreich) und Christian Stangl (Österreich). sind zum Teil speziell für diese Ausstellung entstanden.

[Teaser Trailer: NHM Wien, Christina Rittmannsperger]


Blog-Hintergrundbild: Dona Jalufka, "Gibbous Moon Hare" , Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm
23. Januar 2020

Aktuelle Forschung rund um unseren nächsten kosmischen Nachbarn


Der Mond fasziniert die Menschheit bereits seit Jahrtausenden, doch die detaillierte Erforschung des Mondes gelang erst nach den ersten Beobachtungen mittels Fernrohr, später mit leistungsfähigen Teleskopen. Die heutige Erforschung des Erdmondes basiert auf den neuesten technischen Möglichkeiten in der Fernerkundung, in Laborarbeit mit Mondproben und Raumfahrtmissionen. Ein Meilenstein für die Mondforschung stellen natürlich die bemannten Apollo-Missionen im Zeitraum von 1969 – 1972 dar. Was uns die Astronauten von den sorgfältig ausgewählten Landeplätzen der Mondoberfläche zurückgebracht haben, sind mehr als 380 kg Mondgestein und Bodenproben, die bis heute und auch zukünftig Generationen von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern beschäftigen werden. Aber auch aus den sowjetischen Luna-Proben, in Summe etwa 300 g Material vom Mond, können heute noch aktuelle Forschungserkenntnisse gewonnen werden, an denen unter anderem auch das NHM Wien beteiligt ist.

Mittlerweile sind auch knapp 400 Mondmeteorite bekannt – Fragmente, welche durch Einschläge aus der Mondoberfläche herausgeschlagen und zur Erde katapultiert wurden. Aus diesen Mondgesteinen, die eine Gesamtmasse von über einer halben Tonne Gewicht ausmachen, können ebenfalls viele Informationen über die Entstehung und Entwicklung des Mondes gewonnen werden.

In der Meteoritensammlung des NHM Wien befinden sich derzeit neben einer Dauerleihgabe eines basaltischen Mondgesteins der Apollo 15-Mission und vulkanischen Bodenproben auch 12 verschiedene Mondmeteoriten, an denen zum Teil auch aktuelle Forschungsarbeit durchgeführt wird. Beispielsweise wurde in einem kürzlich identifizierten Mondmeteoriten mit dem Namen „Oued Awlitis 001“ aus der Sammlung des NHM Wien, welcher 2014 in der Westsahara gefunden wurde, ein neues Mineral namens „Donwilhelmsit“ (CaAl4Si2O11) entdeckt und beschrieben.

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Ohne die Untersuchung von Mondproben und Mondmeteoriten wüssten wir beispielsweise nicht, dass sich unser Mond etwa 50 Millionen Jahre nach unserer Erde durch einen Einschlag eines etwa marsgroßen Körpers, genannt „Theia“, aus großen Teilen des Erdmantels und der Kruste gebildet hat, oder dass der Mond einmal von einem globalen Magmaozean bedeckt war. Somit nimmt der Erdmond im Sonnensystem in seiner Entstehung, Größe und Entwicklung auch eine Sonderstellung ein.

Ebenso ermöglichten die übertragenen Daten des Lunar Reconnaissance Orbiters (LRO), einer Raumsonde der NASA, welche seit 2009 den Mond umkreist, detaillierte Bilder und eine geschlossene globale Karte der Mondoberfläche. Aus diesen Bilddaten konnten bereits viele geologische Prozesse auf dem Mond abgeleitet werden. Sie dienen auch dazu, Landeflächen für zukünftige bemannte Raumfahrtprojekte auszuwählen, wie beispielsweise in dem geplanten Artemis-Programm der NASA.

Ebenso finden derzeit geophysikalische Untersuchungen auf dem Mond statt – auch mit tatkräftiger Beteiligung des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt), die mit einem seismischen Experiment in die Kruste des Mondes vordringen, um die geologischen Strukturen im Inneren des Mondes besser zu erforschen.

Der Mond rückt daher wieder mehr denn je in den Fokus der aktuellen Raumfahrt und der planetaren Forschung.

- Julia Walter-Roszjár
 

[Bild links: Detailansicht im Meteoritensaal (Saal V) des NHM Wien zum Thema Mond, Foto: NHM Wien, Kurt Kracher / Bild rechts: Vitrine im Meteoritensaal des NHM Wien mit einem basaltischen Fragment von der Apollo 15-Mission der NASA, Bodenproben von der Mondoberfläche und einigen Mondmeteoriten, Foto: NHM Wien, Ludovic Ferrière]