HANS MOSER Wiener Weltschmerzkomiker Digitorial

Er spielt meistens Dienstboten, Hausmeister, Ober und Gastwirte, kurz: Mädchen für alles. Er grantelt sich – mal gemütlich, mal cholerisch – durch die Irrungen und Wirrungen, die das Leben im Film für ihn bereithält. Sein nuschelnder Singsang, sein leicht gebücktes Gehabe, sein typisch Wienerisches Charisma – all das zeichnet ihn besonders aus und lässt ihn stets liebenswürdig wirken. Er ist ein kleiner Mann aus dem Volk und spielt für das Volk, davon zeugt bereits sein Name, der nicht durchschnittlicher sein könnte: Hans Moser.

Das Filmarchiv Austria verwahrt heute, nach jahrelanger internationaler Sammlungs- und Repaptriierungsarbeit, einen Großteil von Hans Mosers filmischen Werken in seinen Beständen. Neben dem filmischen Œu­v­re findet sich in den Sammlungen ein umfangreicher Hans-Moser-Nachlass, der durch Mosers Nichte an das Haus übergeben wurde. Einen wesentlichen Bestandteil bilden darin Privatfotos sowie Arbeitsfotos von Filmdreharbeiten und professionelle Studio-Porträts des großen Schauspielers.

 

Mit diesem Digitorial und der aktuellen Online-Retrospektive zu Hans Moser macht das Filmarchiv Austria im Dezember 2020 diese wertvolle Sammlung in Auszügen erstmals einem breiten Publikum kostenlos zugänglich. Begleitend dazu erscheint im verlag filmarchiv austria die neue Publikation Hans Moser. Weltschmerzkomiker.

Bereits im Jahr 1973 präsentierte das Filmarchiv Austria im Schloss Laxenburg eine erste Hans Moser gewidmete Ausstellung sowie eine Retrospektive. Eine weitere umfangreiche Retrospektive folgte zum Jahreswechsel 2004/2005, die in Kooperation mit dem Österreichischen Theatermuseum von einer großen Moser-Ausstellung begleitet wurde.

Hans Moser Ausstellung, Austria Wochenschau 27/1973

Johann Julier

Serafin Julier, Mutter von Hans Moser, 1902

 

Jener berühmte Wiener mit dem französischen Namen Jean bzw. Johann Julier wurde 1880 in Wien geboren.
Wäre es nach seinem Vater gegangen, hätte er einen ordentlichen Beruf erlernt und wäre nicht Schauspieler geworden.

Ferenc (Franz) Julier, sein Vater, 1896

Trotzdem nimmt er Schauspielunterricht und ergreift um die Jahrhundertwende die Gelegenheit, auf Wanderbühnen durch die Lande zu ziehen und später in einem Provinztheater anzuheuern. So erlebt er die letzten Jahre der Monarchie mit, der er in seinen späteren Figuren – die längst ramponierte und desillusionierte Kleinbürger der Republik sind – so lange nachhängen sollte. An den Wiener Theatern, der Josefstadt etwa, kann er zunächst nicht wirklich Fuß fassen.

Der wahre Durchbruch gelingt Moser erst im Film – genauer: mit der Etablierung des Tonfilms, obwohl er schon in der Stummfilmzeit aktiv war. Anders als bei vielen anderen Kollegen steht seine Stimme nicht im Gegensatz zu seiner Erscheinung, sondern ergänzt diese perfekt.

Willi Forst und Hans Moser am Set von DIE UNENTSCHULDIGTE STUNDE (1957)

Kein Geringerer als Willi Forst, der Großmeister des Wiener Films, erkennt Mosers Potenzial und seine wahre Begabung, sich durch ein Menschenleben zu spielen. Sein »Leibregisseur« wird mit E. W. Emo allerdings ein begnadeter Handwerker und Lustspielspezialist, bei dem er insgesamt 21 Mal vor der Kamera steht.

E.W. Emo und Hans Moser am Set von OBER, ZAHLEN (1957)

Häufige Partner und wesensverwandte Gegenspieler von Hans Moser sind Heinz Rühmann, Theo Lingen – und natürlich Paul Hörbiger, mit dem er nicht nur unzählige Male auf der Bühne steht, sondern auch insgesamt 18 Filme dreht.



In Mosers Filmen verschmelzen Darsteller und Dargestelltes im Lauf der Jahre, der Name »Moser« wird zum Programm, das sich leicht instrumentalisieren lässt, etwa von der Wien-Film-Produktion des Nationalsozialismus.

In seiner langen, über ein halbes Jahrhundert andauernden Karriere etabliert sich Moser als »Hansdampf« in allen Vorstadtbezirken, als »Gschaftlhuber«, der sich unermüdlich in die Leben der anderen einmischt. Er kanalisiert den Wunsch des Kleinbürgers nach Macht und Würde und gibt den frommen Tröster und Ratgeber mit rauer Schale, aber weichem Kern. Moser bespielt und besingt in seinem Tun die Vergangenheit, die »schöne Zeit, die nicht mehr kommt, sondern einmal war.«

Rein äußerlich hat er nichts von einem Star an sich, und doch entwickelt er sich durch harte Arbeit und unermüdlichen Fleiß zu einer Ikone. Ihn heute, mehr als ein weiteres halbes Jahrhundert nach seinem Tod, wiederzuentdecken, ist, als hätte man eine ganze Schiffsladung an prall gefüllten Schatztruhen vor sich. Ein paar davon wollen wir an dieser Stelle öffnen.

DER STUMME MOSER

Hans Moser mit Ehefrau Blanca, ca. 1918







Um 1910 lässt Hans Moser sich, gemeinsam mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Blanca, in Wien nieder und erobert die Herzen des Publikums im Sturm. 

1918
DAS BABY

Regie: Hans Karl Breslauer

 

Im ersten Film, der Hans Moser nach heutigem Forschungsstand zugeschrieben werden kann, spielt er einen kleinwüchsigen Mann namens »Hans«, der unter »Verfolgungswahn« leidet, und zwar in dem Sinne, dass er x-beliebige Damen auf der Straße verfolgt. Wie zu erwarten, führt seine Masche (»Mein schönes Fräulein, dürft ich’s wagen, Ihnen meine Kleinigkeit anzutragen?«) nicht zum Erfolg.

1924
DIE STADT OHNE JUDEN

Regie: Hans Karl Breslauer

 

Der Staat Utopia wird von Arbeitslosigkeit und einer rasch fortschreitenden Inflation heimgesucht. Während die Lebensmittelpreise explodieren, demonstrieren die Massen in den Straßen. Die antisemitischen Großdeutschen, allen voran die beiden Abgeordneten Rat Bernart und Volbert, nehmen diese Situation zum Anlass, den Juden die Schuld an der Misere zu geben. In einer Parlamentssitzung wird ihre Ausweisung beschlossen …

Ausschnitte aus DIE STADT OHNE JUDEN (1924)

Nachdem 2015 verschollene, aber entscheidende Szenen aufgefunden worden waren und das Filmarchiv Austria eine aufwendige Restaurierung durchführen konnte, liegt der Film mit Hans Moser als rabiatem Rat Bernart mittlerweile in seiner nahezu vollständigen Originalversion vor, die die politische Aussage und Darstellung des mörderischen Antisemitismus wesentlich schärfer artikuliert. 2018 wurde die Neurestaurierung des Filmarchiv Austria im Wiener METRO Kinokulturhaus und im Wiener Konzerthaus uraufgeführt.

MOSER IM TONFILM
DIE ERSTEN JAHRE



Hans Moser, Anfang 1930er-Jahre


Der Wechsel vom Stumm- hin zum Tonfilm geschieht in den turbulenten Jahren der Inflation und Weltwirtschaftskrise. Während die Produktionskosten um bis zu 300 Prozent steigen, steht nur in beschränktem Maße Kapital zur Verfügung. Dennoch setzt sich der Tonfilm rasch durch – und es dauert nicht lange, bis auch Hans Moser zum ersten Mal auf der Leinwand spricht.

An der Seite von Emil Jannings ist er in einer kleinen Rolle in LIEBLING DER GÖTTER (1930) von Hanns Schwarz zu sehen, kurz darauf kommt der erste österreichische abendfüllende Tonfilm GELD AUF DER STRASSE (1930) in die Kinos. Zu Letzterem schreibt die Vossische Zeitung in Berlin am 31. Dezember 1930:

Hans Moser »tappst einen alten Familienonkel daher,
der ebenso dumm wie bauernschlau ist, eine typische Mischung.« 
Wenn er auftritt, »vergißt man selbst die schlechte technische Übertragung.«

Plakat LEISE FLEHEN MEINE LIEDER (1933), Filmprogramm MASKERADE (1934) und Illustrierter Film-Kurier zu GELD AUF DER STRASSE (1930)

Es dauert allerdings noch ein paar Jahre, bis der Produktionsaufschwung in Österreich ankommt und damit auch Mosers Karriere den großen Aufwind beschert. Mit dem Durchbruch der ersten beiden Willi-Forst-Filme LEISE FLEHEN MEINE LIEDER (1933) und MASKERADE (1934), in denen Hans Moser in Nebenrollen auftritt, wird das Genre des »Wiener Films« geboren: In acht von elf Filmen, in denen Hans Moser 1934 mitwirkt, ist dieser Lokalbezug gegeben.

1935
VORSTADTVARIETÉ

Regie: Werner Hochbaum

 

In einem der zeitkritischsten Filme der 1930er-Jahre seziert Hochbaum meisterhaft die Institutionen Militär und Familie wie auch das weibliche Rollenverständnis und decouvriert aus ironischer Distanz scheinbar nebenbei das Wiener »Gmüat« in all seiner harmlosen Bösartigkeit.

Ausschnitt aus VORSTADTVARIETÉ (1935)




Hans Moser spielt darin den Vater des Bauzeichners Josef Kernthaler, der, aus ärmlichen Verhältnissen kommend, zum Militärdienst eingezogen wird – und lässt es sich nicht nehmen, seinen Sohn zur Musterung zu begleiten und dabei chauvinistische Sprüchen zum Besten zu geben.

1935
DER HIMMEL AUF ERDEN

Regie: E. W. Emo


Weil die Qualität der Waren, die er von seinem Schwiegersohn und »Landwirt« Paul erhält, merklich nachlässt, bricht der alte Adlgasser auf, um auf Gut Lindenau nach dem Rechten zu sehen. Was er nicht weiß: Paul, eigentlich Komponist, hat das erhaltene Geld in seine Operette investiert ... Hans Moser brilliert als servil-subversiver Gastwirt, der sich im komödiantischen Wechselspiel mit dem einen oder anderen Objekt anlegt.

Filmstill DER HIMMEL AUF ERDEN (1935)

1937
MEIN SOHN, DER HERR MINISTER

Regie: Veit Harlan

 

Hans Moser gibt in dieser nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten mit Aufführungsverbot belegten Posse auf den Parlamentarismus den altgedienten Amtsleiter Gabriel Fabre, der im Paris der Zwischenkriegszeit schon viele Minister kommen und gehen gesehen hat. Als ein gemäßigter Linker den Schreibtisch übernimmt und Fabre erfährt, dass es sich bei ihm um seinen Sohn handelt, zieht er autoritäre Konsequenzen.

Filmstills aus MEIN SOHN, DER HERR MINISTER (1937)

So wird er schließlich selbst zum Volkstribun ernannt – und die Demokratie der Lächerlichkeit preisgegeben. Es sollte der einzige dezidierte Propagandafilm sein, in dem Hans Moser mitspielt.

MOSER 1938–1945
DIE GLÜCKLICHSTE EHE DER WELT?


Um nach der Übernahme der Nationalsozialisten in Deutschland arbeiten zu können, benötigt Moser eine Sondergenehmigung der Reichsfilmkammer, da seine Frau Blanca Jüdin ist. Nach dem »Anschluss« Österreichs im März 1938 erhöht sich der Druck auch auf Moser und er wird gedrängt, sich scheiden zu lassen, um weiter auftreten zu können.

Hans Mosers Tochter Margarete Hasdeu, 1930er-Jahre





Er wendet sich in einem Brief an Hitler persönlich und erwirkt, dass Blanca nach Budapest übersiedeln und er sie gelegentlich besuchen darf. Die gemeinsame Tochter Margarete flieht mit ihrem jüdischen Ehemann zuerst nach Rumänien, später nach Südamerika.

Den politisch und persönlich widrigsten Umständen zum Trotz, entstehen in dieser Periode die »großen« Moser-Rollen, in denen er selbst zu ungehaltener Meisterschaft aufläuft. Häufig spielt er jemanden, der zunächst das Zusammenkommen eines jungen Paars verhindern will, im Laufe des Films allerdings zum Besseren bekehrt wird und als erfolgreicher »Kuppler« fungiert.

1938
13 STÜHLE

Regie: E. W. Emo

Filmstill 13 STÜHLE (1938)


Friseur Felix Rabe erbt von seiner Tante 13 Biedermeierstühle, die er aus Enttäuschung und der Not heraus an den Trödler Alois Hofbauer verscherbelt – ein Fehler, wie sich herausstellt, denn Rabe erfährt, dass sich in einem der Stühle 100.000 Mark befinden. Hofbauer hat die Möbel bereits weiterverkauft, und das Exemplar mit dem versteckten Geld landet ausgerechnet in einem Waisenhaus … Das Duo Rühmann/Moser auf turbulenter Schatzsuche zeigt sich in Höchstform.

1939
ANTON DER LETZTE

Regie: E. W. Emo

 

Hans Moser in einer absoluten Paraderolle (und gleichzeitig einer seiner widersprüchlichsten überhaupt) als adelsbegeisterter Kammerdiener, der nicht müde wird, den vor allem jugendlichen Vertretern seiner Herrschaft die Wichtigkeit rückständiger Prinzipien und überkommener Standesvorurteile vor Augen zu führen und zu verteidigen.

Setfotos und Filmstills VON ANTON DER LETZTE (1939)

1939
DAS EKEL

Regie: Hans Deppe

Ernst Waldow und Hans Moser in DAS EKEL (1939)


Streitbare Leidenschaft und verblendete Zivilcourage führen Karl Sträubler von einem Privatkrieg in den nächsten. Eine seiner Beschwerden führt zur Beamtenbeleidigung und bringt ihn vor Gericht. 14 Tage muss er sich eine Gefängniszelle mit einem lebenslustigen Musiker teilen … Moser bringt hier nicht nur bürgerliche Schizophrenien auf den Punkt: Er brilliert als postmodern anmutende Figur, die zwischen verschiedenen Identitäten pendelt.

1942
WIENER BLUT

Regie: Willi Forst



Der Operettenfilm WIENER BLUT propagierte in Zeiten der NS-Herrrschaft das »Österreichtum« durchaus in Opposition zum preußisch geprägten Hitler-Deutschland. Hans Moser – hier mit Theo Lingen quasi im Diener-Duett – gibt eine Variation seines berühmten Kofferträger-Sketchs, mit dem er bereits auf den Kabarettbühnen in den 1920er-Jahren große Erfolge gefeiert hat.

Hans Moser und Theo Lingen in WIENER BLUT (1942)

1944
SCHRAMMELN

Regie: Géza von Bolváry

 

Johann Schrammel schreibt Wiener Lieder – leider für die Schublade, denn er hält die leichte Unterhaltung für untauglich. Als sein Bruder Josef die Stücke entdeckt und gemeinsam mit seinem Freund heimlich unter die Leute bringt, ist der Erfolg enorm. Dennoch zerstreiten sich Johann und Josef. Die attraktive Fiakermilli trickst die Brüder in eine Versöhnung, und fortan begeistern sie als »Die Schrammeln« ihr beschwingtes Klientel. Bis die Liebe erneut für Dissonanzen sorgt.

Ausschnitt SCHRAMMELN (1944)

Drehbuchautor Ernst Marischka versteckte in seinem filmischen Gassenhauer durchaus einige Seitenhiebe auf den »Anschluss« und das NS-Regime, was von der Reichsfilmkammer entsprechend beantwortet wurde. Doch auch das Kinopublikum reagierte und feierte mit spontanen Sympathiebekundungen diesen österreichischen »Heimatlandfilm«.

MOSER IM NACHKRIEGSÖSTERREICH
AUFERSTANDEN AUS RUINEN


Filmstill DER HOFRAT GEIGER, 1947

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutet für das österreichische Kino eine weitere Zäsur: Erst mit Verzögerung läuft die Filmproduktion wieder an, die Ateliers sind leer, Rohfilm und andere Ressourcen knapp. Karl Hartl, Chef der Wien-Film GmbH, engagiert Moser für einen Film, der im Februar 1946 in Budapest gedreht werden soll, dessen Produktion allerdings nach etwa der Hälfte eingestellt wird.

 

Setfoto DIE WELT DREHT SICH VERKEHRT (1947)

Mosers erster Nachkriegsfilm, in dem er sogleich eine Hauptrolle spielt, wird somit DIE WELT DREHT SICH VERKEHRT – ein episodenhaft angelegter Propagandafilm, wenn man so möchte, für das freie Österreich: ein Land voller friedliebender, weinseliger und unschuldiger Menschen, das sich völlig unpolitisch aus allem heraushält und gehalten hat.

Auschnitt aus DIE WELT DREHT SICH VERKEHRT (1947)




Und Moser mittendrin als Zeitreisender, der sogar die alten Römer vom guten Wesen der Österreicher überzeugt – eine Rolle, die er in abgewandelter Form einige Jahre später in dem ähnlich gelagerten 1. APRIL 2000 von Wolfgang Liebeneiner als Komponist eines Freiheitsliedes wiederholt.





Eine Rolle, die er in abgewandelter Form einige Jahre später in dem ähnlich gelagerten 1. APRIL 2000 von Wolfgang Liebeneiner als Komponist eines Freiheitsliedes wiederholt.

Ausschnitt aus 1. APRIL 2000 (1952)

1947
DER HOFRAT GEIGER

Regie: Hans Wolff

 

Die Zeit der Handlung ist unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Der 1938 aus politischen Gründen pensionierte Wiener Hofrat Geiger erfährt aus alten Akten von der Existenz einer erwachsenen Tochter, die er gemeinsam mit seiner Jugendliebe hat. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Büroleiter, der ihm immer noch ausschließliche Ergebenheit bekundet, sucht er die beiden Frauen in ihrem Wachauer Heimatort auf, bemüht um eine verspätete Wiedergutmachung.

DER HOFRAT GEIGER (1947)

Bemerkenswert sind einige Szenen zu Beginn des Films, wenn Ansichten vom zerbombten Wien gezeigt werden, und der typische narrative Gestus, der sich damit verbindet.

Ausschnitt DER HOFRAT GEIGER (1947)

1952
HALLO, DIENSTMANN

Regie: Franz Antel

Ausschnitt HALLO DIENSTMANN (1952)



Ferdinand Godai ist Professor für Operette an der Wiener Musikakademie. Für ein Kostümfest als Dienstmann verkleidet, landet er in weinseliger Laune beim Südbahnhof. Dort trifft er auf einen echten Wiener Dienstmann, der ihn um kollegiale Hilfe bittet. In der Folge zwingen Godai einige widrige Umstände dazu, ein Doppelleben als unechter Dienstmann und echter Professor fortzusetzen.



Hier hatte Moser noch einmal die Gelegenheit, jene Rolle zu spielen, die vor nunmehr dreißig Jahren seinen Ruhm als Komiker begründet hat. Der Anfang der 1920er-Jahre entstandene Sketch »Der Dienstmann« war 1928 und 1932 bereits als Kurzfilm jeweils mit Moser in der Titelrolle auf die Leinwand gebracht worden, mit doch gelten beide Filme heute als verschollen.

Ausschnitt HALLO DIENSTMANN (1952)

Grundsätzlich ist ein Dilemma in der Filmarbeit Mosers nach dem Zweiten Weltkrieg zu beobachten: Während er in nahezu allen »repräsentativen« österreichischen Filmen dieser Zeit auftaucht, wird der allseits beliebte Schauspieler zum Selbstläufer, der sich kaum mehr weiterentwickeln kann. Nicht besonders hilfreich ist dabei, dass Gleiches (bis auf wenige Ausnahmen) auch auf die Filme selbst zutrifft, die ebenfalls auf der Stelle treten und althergebrachte Formen und Formeln zitieren.

Filmstill GESCHICHTEN AUS DEM WIENERWALD (1961)





Erst im hohen Alter kann Moser – indem er gewissermaßen zu seinen Theateranfängen zurückkehrt – wieder ein breites Spektrum seines darstellerischen Könnens unter Beweis stellen.


Etwa als Zauberkönig in Ödön von Horváths GESCHICHTEN AUS DEM WIENERWALD (den er schon 1931 bei der Uraufführung spielte) oder als trinkfreudiger Schuster Pfrim in HÖLLENANGST.

1962
KAISER JOSEPH UND DIE BAHNWÄRTERSTOCHTER

Regie: Axel Corti

 

Eine Parodie auf Kaiser, Hofstaat und Beamtentum, angesiedelt im Jahr 1768, wo der Hochadel auf den Plebs trifft. Weil die Bahnwärterstochter Innocentia den Kaiser aber vor einem Attentat bewahren kann, wird sie gemeinsam mit ihrem heimlichen Verlobten in den Adelsstand erhoben. Inzwischen frönt ihr Vater (Hans Moser in seiner letzten Filmrolle) mit falschem Bart getarnt der Wilderei. Gedreht in einem ehemaligen Volksbildungsheim in Floridsdorf, ein – so Corti – »seltsames, filmisch ganz einfaches Juwel.«

Filmstills aus KAISER JOSEPH UND DIE BAHNWÄRTERS TOCHTER (1962)

Moser stirbt 1964 im Alter von 84 Jahren an Lungenkrebs in Wien. Keinem anderen österreichischen Komiker war es vergönnt, ein derart imposantes Œuvre zu hinterlassen, und keiner konnte seither auch nur annähernd seinen Marktwert und seine Publikumsgunst erreichen.

Man trauert um den Volksschauspieler Hans Moser, Weltjournal 27/1964

Moser repräsentiert bis heute das komödiantische »Erbe« der Ersten und Zweiten Republik, wurde zum Inbegriff der als »typisch österreichisch« empfundenen Komik. Noch heute, weit über 50 Jahre nach seinem Tod, ist Hans Moser für Schauspielgrößen wie Christoph Waltz, Otto Schenk oder Karl Merkatz Inspiration und Vorbild gleichermaßen.

Neue Publikaton

Hans Moser

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4.12.–14.1.

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